Verlag: SECESSIONS Verlag
erschienen: 1.Auflage 2019
Seiten:191
übersetzt von: aus dem Englischen von Malte F.Rauch
Kosten: 20,00 Euro
ISBN: 978-3-906910-57-4
angefragtes Rezensionsexemplar
Klappentext: Neun Personen erinnern sich an eine junge Frau – dieselbe junge Frau –, die sie geliebt haben oder die sie geliebt hat. Sie ist der abwesende Mittelpunkt dieses Romans, das Gravitationszentrum, um das die neun Ich-Erzähler kreisen, ohne ihm wirklich nah zu kommen, das Du, in dem sich immer auch das Ich spiegelt. Ob es der Kunstlehrer, der erste Freund, die Kommilitonin oder der verheiratete, ältere Liebhaber ist, jeder sieht nur einen Teil, eine Facette der jungen Frau. Neun Perspektiven, neun Stimmen zwischen Asien und Europa, in namenlosen und doch vertrauten Städten, die einander überlagern, sich ergänzen und sogar widersprechen und die erst im mehrstimmigen Chor vom Leben der Protagonistin erzählen können, von ihrer Erziehung des Herzens.
Ein Herz mit neun Kammern ist der Blick in ein Kaleidoskop, in dem das Objekt der Begierde immer wieder anders, in einem Moment blendend real und greifbar erscheint und es im nächsten Moment wieder verdunkelt und verschwimmt. Janice Pariats brillanter Roman handelt von der vielschichtigen Identität, davon dass andere uns nie ganz sehen, nur Fragmente, und davon, dass wir dazu neigen, zu dem zu werden, was andere von uns wahrnehmen.
Falte tausend Kraniche, sagt man, und dir wird ein Wunsch gewährt. Ich frage mich, was wohl dein Wunsch gewesen ist. Ich hoffe sehr, dass er in Erfüllung gehen wird.
Eigene Meinung: Die Geschichte ist aufgeteilt in neun Teile. Jeder Teil beschreibt eine Person die im Leben der jungen Frau auftaucht, deren Name nie genannt wird. Jede Person beschreibt die Zeit mit der sie mit der jungen Frau verbracht hat und jedes Fragment ist ein eigener Erfahrungsbericht.Vom Lehrer der sie als kleines Mädchen zurückweisen muss, weil sie sich in ihn zu verlieben droht. Ein verheirateter um einige Jahre älterer Mann der eine Affäre mit der jungen Studentin eingeht. Die Komilitonin die in der WG ein Zimmer neben ihr schläft und sich nicht traut ihre Gefühle zu ihr zu äußern.
Wir lachen, bis die Leute beginnen, zu uns herüberzusehen. Für einen Moment möchte ich dein Gesicht zwischen meinen Händen halten und meinen Mund auf deinen drücken. Deine Finger berühren meine leicht, verschlingen sich in ihnen und lassen sie nicht mehr los.
Der treueste Partner, der ihr möglichst jeden Wunsch von den Lippen abliest.
Ich habe mich in einigen dieser Beziehungsabschnitte wiederfinden können und konnte so vieles nachvollziehen. Vom Drang nicht an einem Ort bleiben zu wollen, die Welt zu sehen und trotzdem ist da immer etwas in einem, was man nicht in Worte fassen kann. Eine gewisse Unruhe, man weiß nur nicht woher sie kommt. Der erste Freund, die erste schmerzhafte Trennung, der erste Liebeskummer, das erste Mal jemanden abweisen und sich von ihm trennen. Nicht wissen was man eigentlich vom Leben erwartet. Jede Person kennt immer nur einen kurzen Lebensabschnitt und nicht die gesamte Geschichte, warum die Frau so eine Unruhe in sich trägt.
Ich mag den Aufbau des Romans sehr, auch sprachlich hat er mich sehr überzeugt. Lobenswert ist wie immer auch die Bindung und die Qualität des Papiers. Jede Kammer war ein Leseerlebnis.
Ich danke dem Secessions-Verlag für das Rezensionsexemplar.