#SP-Buch-Adventskalender / Martin Krist

Herzlich willkommen!

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Hinter dem 5. Türchen verbirgt sich heute der Autor, den der Berliner Kurier „Den wirklich bösen Buben unter den deutschen Krimischreibern“ nennt. Mir wird die große Ehre zuteil, euch Martin Krist vorzustellen.

Zu erst einmal aber ein riesiges Dankeschön an die zwei Mädels von Kejas-Blogbuch, die mich mit ins Boot geholt haben. Es ist ein großes Glücksgefühl, als Bloggerneuling gleich bei so einer tollen Aktion mitmachen zu dürfen.

Jetzt aber zu unserem heutigen Selfpublisher: Wer ihn noch nicht kennt, aber auch für seine große Schar an Krimisüchtigen und Thrillerfans, hier das Interview das ich mit Martin führen durfte.

pastedGraphic_1.pngMartin Krist, geboren 1971, lebt in Berlin. Er arbeitete viele Jahre als leitender Redakteur bei verschiedenen Zeitschriften. 1997 hat er sich seinen Kindheitstraum erfüllt: Seitdem ist er als Schriftsteller tätig.  Nach mehr als dreißig Sachbüchern, darunter die Biografie über die Hamburger Kiez-Ikone Tattoo-Theo, die Punk-Diva Nina Hagen (ausgezeichnet mit der Corine 2003), den Rap-Rüpel Sido, die Grunge-Ikone Kurt Cobain und den gewaltlosen Rebellen Mahatma Gandhi schreibt er seit 2005 Krimis und Thriller. Nach zwanzig Jahren als überzeugter Verlagsautor arbeitet er seit 2017 vorwiegend als Selfpublisher.

Hallo Martin,

warum bist du zum Selfpublishing übergegangen und nicht beim Verlag geblieben?

Martin Krist: Weil ich als Selfpublisher die größtmögliche Freiheit genieße. Und auch die höchstmögliche Professionalität, die ich bei den Verlagen zunehmend vermisst habe.

Bis heute bereue ich meine Entscheidung nicht. Ich habe endlich wieder Freude an meiner Arbeit, empfinde mehr Elan, bin glücklich und entspannt.

Trotz der gut besuchten Buchmessen wird die Zahl der Buchleser von Jahr zu Jahr geringer. Macht dir das als Autor Angst und wie glaubst du wird sich der Buchmarkt entwickeln?

Wird die Zahl tatsächlich geringer? Oder wechselt ein Großteil der Leserschaft in Richtung Ebook, was die althergebrachte Buchbranche noch nicht wahrhaben möchte?

Ich glaube, das Ebook wird auf Dauer das neue Taschenbuch sein – für die rasche, handliche Lektüre. Für mich als Selfpublisher also kein Grund zur Sorge.

Die eingefleischten Buchliebhaber werden weiterhin bedient durch hübsche, gebundene Ausgaben. Selbstverständlich wird der Markt überschaubarer, natürlich werden einige Verlage auf der Strecke bleiben.

Wer das nicht erkennen will, verkennt die Entwicklung, die die Musik- und Filmbranche längst hinter sich haben, die demnächst auch auf die Zeitungs- und TV-Branche zukommt.

Was ist mit dir – Buchliebhaber oder Ebookleser?

Ganz klar, Buchliebhaber. Aber ich besitze inzwischen auch Ebook-Reader, weil das Lesen damit sehr angenehm ist. Sowieso bin ich der Auffassung: Es kommt auf den Inhalt an, nicht auf die Verpackung.

Stichwort Buchliebhaber – auf Instagram sieht man dich öfters vor deinem gigantischen Bücherregal. Wie viele Bücher sind das und hast du alle gelesen?

Das letzte Mal, als ich gezählt habe, waren es über 3.000 Bücher. Und nein, gelesen habe ich sie noch nicht alle. Ich gehöre zu der Sorte Büchernerd, der erst einmal jedes Buch, das ihm gefällt, kaufen muss.

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Zurück zu deiner Arbeit: Stephen King lässt seine Geschichten nach der Fertigstellung erst einmal unbearbeitet in einer Schublade „reifen“. Wie läuft bei dir so eine Überarbeitung ab?

Da ich meine Geschichten im Vorfeld detailliert plotte, während der Schreibphase intensivst an Kapiteln, Szenen, Dialogen feile, ist ein Manuskript nach Abschluss tatsächlich (fast) fertig. Ich bearbeitete es in einem letzten Durchgang, dann geht es ins Lektorat, danach Korrektorat – fertig ist das neue Buchbaby.

Du hast als Marcel Feige, deinem richtigen Namen, ein Lexikon über Stephen King und Michael Jackson geschrieben, außerdem Biografie über Nina Hagen, Sido und Kurt Cobain. Konntest du sie alle persönlich kennenlernen?

Über Stephen King und Michael Jackson habe ich nur aus der Ferne schreiben können, was in Ordnung war, weil es sich um keine Biografien handelte, sondern um eine Auseinandersetzung mit ihrem literarischen bzw. musikalischen Werk.

Kurt Cobain habe ich nur durch Recherche kennengelernt, weil er zum Zeitpunkt meiner Biografie schon seit über zwanzig Jahren tot war. Allerdings bin ich seinen Spuren an der US-Westküste gefolgt – von Los Angeles über Aberdeen bis nach Seattle. Eine aufregende Reise.

Nina Hagen und Sido habe ich über viele Monate begleitet, außerdem mit vielen ihrer Weggefährten gesprochen. War nicht minder spannend.

Du stehst nicht so gern früh auf. Wofür könnte man dich aber mitten in der Nacht wecken?

Wenn du mich so fragst – für gar nichts. 😀 Denn ich arbeite in der Regel bis spät in die Nacht. Früh aufstehen fällt mir daher sehr, sehr schwer. Allerdings … seit der Geburt meines Sohnes lasse ich mich, wenn’s sein muss, auch in der Nacht sofort wecken.

Du sagst es: Du bist dieses Jahr Papa geworden. Was ist das Wichtigste was du deinem Sohn auf seinem Weg mitgeben würdest?

Sei glücklich mit den einfachen Dingen des Lebens. Dann wirst du erfüllt sein. Selbstverständlich auch Gesundheit. Und endlich Frieden.

Wenn man zum ersten Mal ein Buch von dir lesen möchte, welches würdest du empfehlen?

Kommt drauf an, welcher Typ Leser man ist. Wer es komplex & spannend mag – dem empfehle ich „Drecksspiel“. Überschaubar, aber nicht minder packend – „Böses Kind“.

Henry Frei, der Protagonist aus „Böses Kind“, ist ein geradliniger, sehr pedantischer Ordnungsfanatiker. Wir Thriller-Fans sind sehr neugierig. Hast du irgendwelche Marotten?

Ich bin nicht ganz so pedantisch, mag es aber auch sehr ordentlich. Was mit Kleinkind im Haus zunehmend schwerer fällt. 😀 Ansonsten bin ich jemand, der professionell arbeitet, einen hohen Anspruch an sein Schaffen stellt und dabei ebenso geradlinig vorgeht. Damit mache ich mir meinen Alltag bisweilen selbst schwer. Und ich bin ungeduldig.

In welchem Roman würdest du gerne als Figur auftauchen?

In einem Roman von Stephen King. Wäre gruselig.

Zu Weihnachten: Bist du eher der Weihnachtsmann oder doch eher der Grinch?

Bislang der Grinch. Habe nie verstanden, wieso man ein christliches Fest feiern muss, wenn man mit der Kirche nichts am Hut hat. Da bin ich sehr konsequent.

Aber auch in diesem Punkt, weiß ich, werde ich zukünftig nachsichtiger sein, denn die Augen meines Sohnes leuchten zu sehen, macht mich jedesmal wieder glücklich.

Was ist das schönste / schlimmste Weihnachtsgeschenk was du je bekommen hast?

Ein Strickpulli, der verwaist unter dem Weihnachtsbaum lag, als ich noch ein kleiner Junge war. Mann, war ich entsetzt (und sauer auf meine Eltern). Bis ich das nagelneue Fahrrad entdeckte, das versteckt in der Ecke stand, das ich mir sosehr gewünscht habe. 😀

Wenn du einen schreiben würdest, was würde dieses Jahr auf deinem Wunschzettel stehen?

Endlich Frieden!

Welche Bücher verschenkst du am häufigsten?

Don Winslows „Tage der Toten“. Deon Meyers „Rote Spur“. Stephen Kings „Es“. Und meine eigenen.